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Freitag, 30. April 2021

30.04.2021 Tag 62 Ein Regentag in Hinterzarten

In der Nacht hat es kräftig geregnet, aber als ich morgens losgehe ist es trocken, aber ziemlich kühl. Ein Stück geht es auf einem schönen Pfad noch bergab durch den Wald, dann laufe ich durch eine offene Landschaft mit vielen Einzelhöfen auf Asphaltwegen nach Hinterzarten, wo ich bereits um 9 Uhr morgens im Naturion Hotel einchecken kann. Die erste Dusche seit zwei Wochen und sogar meine Wäsche wird gewaschen! Aus dem etwas herunter gekommenen Wanderer wird so wieder eine halbwegs manierliche Erscheinung…

Bald regnet es wieder, was den Rest des Tages auch so bleibt. Ideale Bedingungen um meinen nächsten Artikel für 33 %, das Waldmagazin zu schreiben. 

Als der Regen abends etwas nachlässt, gehe ich einkaufen und verwöhne mich mit Obst, Brot, Käse und O-Saft. Als dekadenten Luxus gönne ich mir sogar eine Tüte Chips und ein Fläschchen Wein. So lässt es sich leben!


Ein kühler Morgen


Alte Nadelwälder


Auf Asphaltsträßchen nach Hinterzarten

Luxusleben...


Donnerstag, 29. April 2021

29.04.2021 Tag 61 Zur Weisstannenhöhe

Am Nachmittag beginnt ein ergiebiger Dauerregen, der die ganze Nacht anhält. Ich liege trocken, in meiner moosigen Hütte, und frühmorgens kommen zwei Rehe vorbei marschiert, die mich nicht wahrnehmen.  Leider habe ich meine Hose nicht wie sonst weggepackt, sondern im Inneren auf der Bank liegen gelassen. Ausgerechnet an der Stelle hat es reingeregnet, daher darf ich mit einer nassen Hose loslaufen, super angenehm, zumal es ziemlich frisch ist…

Zunächst geht es ein Stück weiter durch schönen, einsamen Wald, bis die Landschaft vor St. Märgen offener wird, mit vielen Einzelhöfen. Im Wald hier gibt es nur noch wenige Laubbäume, Fichten und Tannen dominieren. Im Pfisterwald gelange ich sogar an einen von Forst BW frisch angelegten Tannenlehrpfad, der modern und gut gemacht ist. Besonders freut mich, dass auf das Thema Bodenschäden durch Befahrung eingegangen wird, und im Staatswald von Baden- Württemberg ein Mindestabstand der Rückegassen von 40 Meter gilt. Vorbildlich, ich hoffe nur, dass es da nicht irgendwelche Hintertürchen gibt, wie es ja oft der Fall ist…

Zwischendurch scheint immer mal die Sonne, es gehen aber auch Regenschauer nieder. 

Der Feldberg ist schon deutlich näher gekommen. Einmal sehe ich ein aufgehängtes Plakat „Weidetiere statt Raubtiere“. Natürlich muss man die Sorgen der Bauern hier ernst nehmen, aber ich kenne genügend Gegenden, wo das Zusammenleben von Wölfen und Weidetieren ohne größere Probleme funktioniert. 

Die Weiißtannenhöhe mit 1190 Meter ist von dichten Fichten bewachsen. Unterhalb des höchsten Punkts finde ich eine Schutzhütte am Westweg, die ich diese Nacht beziehen möchte. Irgend jemand hat die Hütte mit Tannen- und Fichtenzweigen ausgelegt. Eine super Isolationsschicht, sehr nett!


Willkommener Regenschutz


Birkfelsen


Sumpfdotterblumen


Schöne Wälder


Weißtannenlehrpfad


Schwarzwaldhaus


Mehr offene Flächen im Hochschwarzwald




Weidetiere und Raubtiere


Blick zum Feldberg


Das Rotwild hat die Weiden geschält


Schutzhütte mit Reisigteppich




Mittwoch, 28. April 2021

28.04.2021 Tag 60 Bannwald und Wasserfall Zweribach

Von meiner Schlafstätte aus erlebe ich einen tollen Sonnenuntergang. Doch zuvor tummeln sich etliche Gleitschirm- und Drachenflieger über mir. Später streichen etliche Waldschnepfen und eine Fledermaus durch den Abendhimmel.  

Am nächsten Morgen geht es im Hang entlang auf schönen Pfaden weiter aufwärts. Es ist auffällig, wie viele Buchen es hier gibt. Der Frühling hat in dieser Höhe gerade erst begonnen, stellenweise ist der Weg noch schneebedeckt. Unweit vom Kandel wandere ich dann durch alte Wälder weiter. Hier dominiert zwar die Fichte, aber häufig sind Buchen und Tannen mit dabei. An einer Kahlfäche betont ein Schild mit der Aufschrift „Lücken für Küken“, dass man hier Freifächen im Umfang von 10 % schaffen will, um den Auerhühnern bessere Bedingungen zu schaffen. Ob so ein künstliches „Management“ dass wohl wirklich schafft? 

Erst als ich die Einzelhöfe der Platte erreiche, verlasse ich kurz den Wald und sehe die ersten Menschen. Interessante Tafeln verraten, dass die Höfe heute durch Sonne, Wind und Wasser  wieder energieautark sind. Die sieben Windräder ringsherum gefallen mir allerdings weniger…

Selbst auf diesen Bauernhöfen gab es früher im Sommer nur Fleisch, wenn eine Kuh sich verletzt hatte, und notgeschlachtet werden musste. Heute konsumieren die meisten Leute fast täglich Fleisch, noch vor gar nicht langer Zeit war das ein seltener Luxus!

Weniger, oder gar kein Fleisch mehr zu essen ist tatsächlich eines der wirkungsvollsten Mittel zum Klimaschutz….

Hinter dem Langeckhof beginnt der Abstieg ins Zweribachtal. Ein Schild verkündet, dass der Wald hier als Bannwald schon seit langem nicht mehr genutzt wird. Leider gibt es keine weiteren Informationen dazu. Auch wenn dies kein Urwald ist, der Wald ist toll, und gibt eine kleine Ahnung davon, wie der Schwarzwald früher ausgesehen hat. Die Weisstannen dominieren hier, es gibt aber auch Buchen, Fichten und Bergahorne. Zwar gibt es einige Dürrständer, aber noch nicht aussergewöhnlich viel Totholz. Die steilen, blockübersäten Flächen waren wahscheinlich schon immer relativ schwer zu bewirtschaften, daher hat sich hier ein Wald erhalten, der den natürlichen Verhältnissen wohl recht nah kommt. 

Der Zweribachfall ist eine richtige Attraktion, daher sind auch einige Besucher da. Im mit Felsblöcken überlagerten Hang laufe ich dann weiter zum Schönbachtal, wo es an der Brune eine offene Fläche, mit einer kleinen Hütte gibt. Bis 1950 wurden noch einige Flächen  gemäht oder beweidet. Eine Tafel dokumentiert, wie der Wald sich sein Territorium zurück geholt hat. Es geht hier viel um das Offenhalten der Landschaft. Ein bisschen erinnert das  an den Jahrtausende langen Kampf der Menschen gegen den Wald, um Äcker und Wiesen zu roden. 

Hier ist der Wald noch so mächtig, dass er sofort wieder da ist, sobald der Mensch sich zurückzieht…

Aus einem kleinen Teich kommen helle Gersche, als ich näher hinschaue, entdecke ich Unmengen von Erdkröten bei der Paarung! Oft hocken die kleineren Männchen Huckepack auf den Weibchen. Mitunter versuchen andere Männchen sich ebenfalls einen Platz zu erobern, dabei kommt es zu einem ganz netten Getümmel. Teilweise sind die Eier auch schon an schnurförmigen Fäden aufgehängt. 

In der Nähe des Birkfelsens entdecke ich schließlich eine alte Hütte, im der ich übernachten will. Das Wetter hat sich über Tag verschlechtert und Regen liegt in der Luft.


Hoch Richtung Kandel



Blick zurück ins Elztal



"Lücken für Küken"



Schöne Pfade in alten Wäldern


Junge Weisstanne


Der Feldberg kommt näher


Interessante Informationen


Turmfalke



Die Platte



Bannwald Zweifach


Uriger Wald


Zweribachfall


Die höhere Stufe


Bemooste Felsblöcke


Im Bannwald


Tannen, Buchen, Fichten, Bergahorne


Schönbachschlucht


Neues Leben auf vermoderndem Giganten


Bannwald Zweifach


Erdkröte


Paarungsgetümmel


Doppeldecker


Der Krötenteich




Dienstag, 27. April 2021

27.04.2021 Tag 59 Zum Enztal

Da ich viel Zeit bis zu meinem nächsten Termin habe, lasse ich es morgens ruhig angehen und beobachte ein Eichhörnchen, was von Baum zu Baum huscht. Schließlich breche ich dann aber doch auf und wandere durch schöne Mischwälder, in denen die Buche ihr grünes Kleid schon fertig angelegt hat und die ersten Waldlaubsänger singen. Auffällig ist, das hier oft Haufen aus Restholz, in denen auch sehr feines Astwerk enthalten ist, am Wegrand sitzt. Diese Biomasse wird gehackt und in Holzpellets verwandelt. Auch wenn mancher Waldbesitzer gerne noch „saubere“ Flächen hätte, für den Wald ist das schlecht, da in dem feinen Material die meisten Nährstoffe sind, die dem Boden dann fehlen. Der Wald ist ziemlich abwechslungsreich, es scheint als hätten viele Privatwaldbesitzer ihre kleinen Flächen jeweils etwas unterschiedlich bewirtschaftet. Es wurde auch viel Buchenholz geschlagen, an zwei Stellen sehe ich sogar richtige, kleine Kahlschläge. Wahrscheinlich sollen hier Douglasien gepflanzt werden, die die Waldbesitzer für ertragreicher halten. Kahlschläge sind in Deutschland eigentlich schon lange verboten, aber es gibt für das Verbot eine je nach Bundesland unterschiedliche Mindestgröße. Daher gehe ich davon aus, dass das was ich sehe erlaubt ist, gut ist es aber keineswegs! Wir haben zur Zeit schon wirklich genug Freiflächen im Wald, vor allem von Borkenkäfern verursacht, da muss man so etwas nicht auch noch künstlich herstellen!

Als ein großer, schneebedeckter Berg vor mir in einiger Entfernung auftaucht, stutze ich zunächst, bis mir klar wird, dass das der Feldberg ist, den ich in einigen Tagen erreichen will!

Ein Bussard streicht dicht vor mir durch den Bestand und zwei Schwarzspechte an einer Douglasie beachten mich kaum. Auf schönen Pfaden wandere ich am Vögelestein vorbei ins Enztal bei Gutach auf lediglich  300 Meter Meereshöhe. In Bleichbach kaufe ich ein, und wandere dann im Tal wieder auf die steilen Berghänge zu. Drei Weißstörche suchen Nahrung auf einem frisch gegrubberten Acker. Hinter Dobel geht es dann wieder in den Wald, steil bergauf zu einem Kamm, dem ich dann weiter nach oben folge. Wohl der anstrengendste Anstieg bislang auf der Tour!

Gegen 18 Uhr errichte ich schließlich mein Cowboycamp auf einer alten Köhlerplatte, die inzwischen von Hainsimsen bewachsen ist. 


Holz zum Hacken, die Nährstoffe fehlen!



Schöner Mischwald


Idyll



Der Feldberg erscheint


Löwenzahnblüte


Es gibt hier viele Douglasien


Buchenkahlschlag

Holzverwendung


Der nächste Buchenkahlschlag


Aus dem Enztal


Die Eschenblätter sprengen ihre schwarzen Knospen


Cowboycamp am Kamm