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Montag, 31. Mai 2021

Waldspaziergang am kommenden Sonntag im Nationalpark Bayerischer Wald

Da es die Corona- Situation mittlerweile erlaubt, möchte ich am kommenden Sonntag, dem 6. Juni einen Waldspaziergang anbieten. 

Treffpunkt ist der Parkplatz Sandriegel im Nationalpark Bayerischer Wald bei Mauth um 10 Uhr.


Auf einer maximal 2 stündigen Spazierrunde werde ich etwas über den Wald und zu meinem Projekt erzählen. Natürlich werde ich auch gerne Fragen beantworten!


Die Teilnahme ist kostenlos und es handelt sich auch nicht um eine organisierte Veranstaltung, sondern ein privates Treffen. 


Die Teilnahme ist nur nach vorheriger Anmeldung bei mir unter waldbegeisterung@gmx.de möglich.




 

31.05.2021 Tag 86 Ein ganz besonderes Bewirtschaftungskonzept Im Waldbetrieb Eichelberg

Nach nur 10 Wanderkilometern treffe ich im Waldbetrieb Eichelberg ein, einem Privatwald mit 225 ha Fläche, den der Forstwissenschaftler Peter Langhammer bereits seit 1998 bewirtschaftet. Damals dominierte hier mit über 50 % die Fichte, heute stellt sich der Betrieb als buchen- und weißtannendominierter Mischwald da, in dem es auch einen nennenswerten Eichenanteil gibt. Auch die Fichte ist noch vorhanden, allerdings mit sehr stark rückläufiger Tendenz, vor allem in der nächsten Waldgeneration. Außer dem Sturm Sabine im letzten Jahr gab es hier zwar keine flächigen Windwürfe, dennoch wurde die Fichte stärker genutzt um den anderen Baumarten mehr Raum zu geben. Zusätzlich wurde eine Zeit lang die Rehwildbejagung stark intensiviert. Heute ist überall eine üppige Naturverjüngung mit sehr hoher Weisstannenbeteiligung vorhanden. Mit Ausnahme der Einbringung einiger Eichen, und seltener Baumarten wie Eibe und Bergulme, wird so gut wie gar nicht gepflanzt. Obwohl bei einem konsequenten Rückegassenabstand von 40 Metern Harvester hier fast gar nicht arbeiten und die bewährten Lohnunternehmer gut bezahlt werden, erzielt der Betrieb etwa um 30 % höhere Gewinne, als vergleichbare Privatwaldbetriebe. Dies liegt zum Einen in der Minimierung der Kosten für Pflanzungen und deren Schutz, aber auch daran, dass Peter staatliche Förderinstrumente für seinen sehr stark naturschutzorientierten Waldbau konsequent ausnutzt. Sowohl die Herausnahme ganzer Flächen aus der Bewirtschaftung wie auch die Ausweisung von Habitatbäumen und bewusst belassenem Totholz, ebenso wie die Etablierung von Naturverjüngung werden in Bayern staatlich gefördert. 

So sind zum jetzigen Zeitpunkt bereits 5 % der Fläche aus der forstwirtschaftlichen Nutzung entlassen worden, und 10 % werden angestrebt. Darüber hinaus wurden bisher etwa 1500 Habitatbäume markiert und die gleiche Anzahl an stehendem und liegendem Totholz. 

Peter hat ein wegweisendes Konzept für eine wirklich umfassend nachhaltige Waldbewirtschaftung erstellt, welches er zur Zeit vor allem unter dem Eindruck des Klimawandels stark überarbeitet, und was dann auch im Internet zu finden sein wird Sehr empfehlenswerte Lektüre!

Dabei findet die Berücksichtigung von Naturschutzaspekten die hohe Bedeutung, die ihr eigentlich überall zukommen sollte. 

Mindestens 10 Habitatbäume pro Hektar werden markiert. Dabei sind auch gesunde, vitale Bäume, die hoffentlich sehr alt werden und zu markanten Baumgestalten heranreifen, von denen hier schon jetzt eine ganze Reihe vorhanden sind. Ein Totholzvorrat von mindestens 10 % der gesamten Holzmasse wird angestrebt, das sind je nach Alter 40 bis 60 Kubikmeter pro Hektar. Ein Vielfaches der heute in der Regel im Wirtschaftswald vorhandenen Menge! Der Betrieb nimmt am wissenschaftlichen Bioholzprojekt teil, so dass auch aus Forschungsergebnissen vor Ort, die überragende Bedeutung toten Holzes nachgewiesen wurde. Dies gilt sowohl für die Lebensraumfunktion für zahlreiche Organismen, aber auch als Beitrag für die Erhaltung und Vitalisierung gesunder Böden, ein Faktor, den man gerade unter Klimaschutzaspekten kaum überschätzen kann. 

Peters Waldbewirtschaftungsansatz ist sehr stark prozessschutzorientiert. Es finden weder Z-Baummarkierungen noch stark auf die Holzqualität bezogene Eingriffe nach dem Grundsatz der ANW „ Das Schlechte fällt zuerst“ statt. Aber natürlich werden auch hier Pflegeeingriffe durchgeführt, wenn auch weniger intensiv, als dass häufig der Fall ist. Oft wissen wir nicht, ob nicht bestimmte,  zur Anpassung an den Klimawandel notwendige Eigenschaften, gerade auch bei Bäumen mit aus Holzverwendungssicht nicht optimalen Wuchsformen vorhanden sind. Daher vermeidet die Waldbewirtschaftung hier bewusst Eingriffe die zur Homogenisierung führen. 

Insgesamt ist Eichelberg ein wunderschöner Wald, gerade das nebeneinander von Eichen und Tannen finde ich ziemlich aussergewöhnlich. 

Die Zeit verflliegt im Flug und erst am Abend bringt Peter mich nach Neuschönau, wo ich an den kommenden beiden Tagen bei einem Fernsehbeitrag für das ZDF-Kindermagazin „Pur Plus“ mitwirke. Sehr spannend, und ich freue mich schon darauf, dass wir Waldthemen kindgerecht darstellen können. 

Das Drehteam ist sehr nett und wir sitzen beim Essen zusammen, bevor ich schließlich mein Hotelzimmer beziehe. 


Frühmorgens





In Eichelberg wird kaum gepflanzt


Windwurf wir nicht aufgearbeitet


Wissenschaftlich begleitetes Bioholzkonzept


Peter Langhammer


Markierung von Biotop- und Totholz


Ein schöner Wald!


Markante Bäume



Frisch abgebrochen


Wichtiges Habitat


Solche Baumindividuen dürfen nicht frühzeitig komplett entfernt werden!


Die mit einer Handmaschine gestreifte Rinde ist für Borkenkäfer brutuntauglich


Schon nach kurzer Zeit sind die meisten der abgestorbenen Fichten umgefallen

Sonntag, 30. Mai 2021

30.05.2021 Tag 85 Endlich wieder Wald und eine nette Einladung!

Bereits um 5:40 bin ich wieder unterwegs in der Rottaue. Hier sehe ich sogar einige Kiebitze, Schnepfenvögel, die in meiner Jugend noch recht häufig waren, heute aber fast überall selten geworden sind. 

Auch heute geht es zunächst wieder über Nebenstraßen durch eine waldarme Agrarlandschaft. In einem kleinen Wäldchen drehe ich ein weiteres kleines Instagram- Video zum Thema Wald und Klimawandel. 

Während die gestern erwähnten Aufforstungen Zeit brauchen um Kohlendioxid festzulegen, funktioniert das mit einer Absenkung der Holzeinschlagsmenge und dadurch ansteigendem Vorrat an Biomasse sofort. Allerdings sind dichtere Nadelbaumbestände mit einem höheren Risiko behaftet und eine lockere Struktur bringt auch mehr Wasser an den Boden, daher sollte die Vorratserhöhung nur moderat erfolgen. Bei den Laubbäumen, die ohnehin pro Kubikmeter fast die doppelte Menge Kohlendioxid speichern, sieht das etwas anders aus, so dass ich mir in solchen Beständen höhere Vorräte gut vorstellen kann. Das habe ich ja  beispielsweise im Revier Eppelborn- Quierschied gesehen. Allerdings wird gerade in Betrieben die nach dem Modell der naturgemäßen Waldwirtschaft arbeiten, eher mit geringeren Vorräten gewirtschaftet, da ansonsten die gewünschte Struktur aus Bäumen verschiedenen Alters und verschiedener Höhe, einem eher gleichförmigen „Hallenwald“ weichen würde. Dieses Argument nehme ich durchaus ernst und bin gespannt auf weitere Beispiele in der einen oder anderen Richtung. 

In der Praxis sind aber viele Altbestände heute schon sehr stark aufgelichtet, und eine Absenkung der noch zu erntenden Holzmenge scheint auch aus Naturschutzgründen dringend geboten, mit dem schönen Nebeneffekt der höheren Kohlendioxidbindung. 

Gegen Mittag erreiche ich Peterskirchen, wo ich Florian Schwarz, seine Frau Franzi und ihre beiden kleinen Kinder besuche. Florian ist Landschaftsgärtner und liest meinen Blog. Gerne wäre er mit mir ein Stück gewandert, heilt allerdings gerade einen Bänderriss aus. Immerhin können wir uns bei leckerem Essen gut unterhalten. Die Familie wohnt abseits des Orts mit viel Natur drum herum, so gehören Hängematte und Baumhaus dazu. Toll, dass auch heute Kinder noch so aufwachsen dürfen!

Viel zu bald muss ich mich verabschieden, da ich noch eine ganze Strecke zu laufen habe. Zum Glück wandere ich jetzt endlich mal wieder eine längere Strecke durch Wald. Auf dem Kiesrücken hier, besteht der oft aus Kiefern mit Heidelbeerunterwuchs, es gibt aber auch viele Tannen und andere Bäume. An etlichen Stellen wurden Zäune gegen den Wildverbiss gebaut, und eine üppige Naturverjüngung hat sich eingestellt. Aber auch außerhalb der Gatter wachsen sogar einige der empfindlichen Eichen ohne Schutz hoch. 

Schließlich geht es wieder durch die offene Agrarlandschaft. Mitunter sind Wege, die in meiner app eingezeichnet sind, nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich einfach umgepflügt…

Ein interessantes Naturschutzprojekt wäre, auf einem Luftbild in dem die Katastergrenzen eingezeichnet sind, nachzuvollziehen in wie weit die alten Wege im Gemeindeeigentum noch vorhanden sind, und sie wenn nötig zu reaktivieren…

Schließlich schlage ich nach 43 Kilometern in einem kleinen Wäldchen mein Lager unter freiem Himmel auf, und schreibe wie jeden Tag für meine Leser.


Die dicke Eiche ist kein gutes Nutzholz mehr, wäre aber für den Naturschutz sehr wertvoll gewesen...


In den kleinen Waldinseln wachsen auch Tannen


Agrarlandschaft


Genau!


Vielfältige Naturverjüngung im Zaun


Rare Blumenwiese


Der bayerische Wald erscheint


Zu Gast bei der netten Familie Schwarz


Endlich wieder auf Waldwegen!


Tannenverjüngung im Zaun


Im Kiefernwald wachsen viele andere Baumarten


Eichennaturverjüngung ohne Zaun


Krasses Plakat!


Am Ende des Tages


Samstag, 29. Mai 2021

29.05.2021 Tag 84 Nach Niederbayern

Frühmorgens weckt uns das Flöten des Pirols. Dieser fast tropisch wirkende Vogel, bei dem die Männchen knallgelb sind, lebt hoch in den Baumkronen, häufig von Auwäldern. Man hört ihn in solchen Lebensräumen mitunter, sieht ihn aber fast nie. 

Bereits um 6 Uhr sind wir wieder unterwegs, legen dann aber einen kleinen Kaffeestop in Töging ein, wo wir bei einem Café draußen sitzen können.

Heute benutze ich wieder mein bewährtes mapout. Bei Komoot lässt sich das ständige Aufzeichnen der zurückgelegten Strecke nicht abstellen und man braucht zum Erstellen einer Route eine Internetverbindung. Ich werde die app wahrscheinlich noch mitunter benutzen, wenn ich eher auf kleinen Wegen laufen will, gerade in Regionen mit viel Asphalt, ansonsten verbraucht sie mir einfach zu viel Strom. 

Auch heute kommen wir nur zweimal durch recht kleine Waldgebiete. Die hügelige Landschaft mit vielen Höfen wird als Acker- und Grünland genutzt. Gerade die Milchwirtschaft ist in Deutschland doch kaum noch rentabel. Wäre es da nicht sinnvoll, größere Flächen aufzuforsten? Eine Studie der Schweizer ETH hat ergeben, dass es global möglich wäre, durch die Neuanlage von Wald einen Großteil des klimaschädlichen Kohlendioxids zu binden. Deutschland ist immerhin zu einem Drittel bewaldet, aber gerade auf den großen Grünlandflächen der Mittelgebirge gäbe es viel Potenzial für weitere Wälder. Würde dies staatlicherseits gefördert, könnte es eine gute Einnahmequelle für Landwirte sein, die heute kaum noch von ihren Höfen leben können. Das von Naturschutzseite mitunter gebrachte Argument, dass das Offenland wichtig für die biologische Vielfalt ist, zieht heutzutage leider kaum noch. Die weitaus meisten Wiesen werden so intensiv gedüngt und häufig geschnitten, dass Sie nur noch Lebensraum für wenige Pflanzen und Insekten bieten. Natürlich ist auch aus landschaftsästethischen und Tourismusgründen wichtig, die Kulturlandschaft zu erhalten, aber auch ein Bundesland wie Hessen, mit 42 % Waldanteil, ist keineswegs unattraktiv für Besucher. Eine deutschlandweite Anhebung des Waldanteils von 30 auf 40 % wäre meines Erachtens eine wichtige und mit entsprechendem politischem Willen gut umsetzbare Klimaschutzmaßnahme. 

Vor Eggenfelden laufen wir noch einmal durch ein Waldgebiet. Viele der hier gepflanzten Douglasien sind vertrocknet. Interessanterweise haben viele der Pflanzen überlebt, die Schutz durch von selber angesamten Birken genießen. Das Abmähen der Birkenverjüngung kann sehr schädlich für die gepflanzten Bäume sein…

In Eggenfelden verabschiede ich mich von Martina. Wir hatten viele gute Gespräche und sie war eine sportliche und sehr angenehme Begleiterin. Ich hoffe, ich konnte ihr auch für die Arbeit als Umweltreferentin im Stadtrat von Trostberg einige, kleine Impulse geben.

Da es nachmittags ein Schauer gegeben hat, schlage ich schließlich mein Tarp in einem kleinen Waldstück auf, das von Höfen umgeben ist. Bald gelange ich wieder in waldreichere Regionen und werde in der nächsten Woche auch einige interessante Begegnungen haben. Morgen heißt es dagegen noch einmal Strecke machen. Noch 54 Kilometer bis zu meinem nächsten Termin am Montag morgen… 


Kaffeepause


Meist laufen wir auf Asphalt


Bunte Blumenwiesen sind selten hier


Fette Raupe


Schönes Wetter


Nur zweimal geht es durch Wald



Viele gepflanzte Douglasien sind vertrocknet


Überleben im Schutz der Birken


Tolle Eiche





Freitag, 28. Mai 2021

28.05.2021 Tag 83 Mit Martina am grünen Inn

Nach einem leckeren Frühstück bringt uns Alfons nach Edenkling, wo Martina mich gestern aufgegabelt hatte. Auf Martina’s Empfehlung habe ich die Komoot app runtergeladen, und hoffe, dass dieses Navigationsprogramm uns eine Route mit weniger Asphalt weist.

Zunächst scheint das sehr gut zu klappen, denn erst mal wandern wir überwiegend auf Kieswegen, durch einen schönen Mischwald, in dem wir einen Schwarzspecht beobachten.. Wir sehen entfernt noch einmal die Alpen und wandern durch eine hügelige, offene Landschaft. Tatsächlich ist der Asphaltanteil geringer als in den letzten Tagen. Bei Jettenbach erreichen wir den Inn, dem wir dann lange folgen. Die Dammwege sind zwar nicht sehr spannend und der Innkanal sogar ziemlich langweilig, aber die Unterhaltung mit Martina, die unter Anderem als grüne Stadträtin stark engagiert ist, finde ich sehr interessant. Ausserdem sehen wir einen tollen Segelfalter und den für mich ersten Neuntöter des Frühlings.

Nachmittags schiebe ich dann ein längeres Radiointerview mit der BR 2, Radiowelt ein, das morgen zwischen 9 und 12 ausgestrahlt wird. Allerdings bin ich von dem Gespräch eher enttäuscht, da wenig inhaltliche Fragen gestellt werden.

Nachdem wir den Kanal verlassen, führt uns Komoot über kleine Wege, die teilweise nicht mehr vorhanden sind. Am Inn stoßen wir dann auf einen schmalen Pfad, der lange durch dichte, fast dschungelartige Vegetation führt. Der Wald mit Silberweiden, Eschen, Ulmen. Linden und Eichen ist sehr vielfältig, wenn auch kein Auwald, da er nicht überschwemmt wird. Es gibt immer wieder kleine Baumstammbrücken und sogar Stellen, an denen ein Seil gespannt wurde. Nette Abwechslung!

Schließlich erreichen wir Mühldorf, ich kaufe ein und wir essen Schokoeis zusammen.

Die Restaurants mit Tischen unter freiem Himmel sind voll, offenbar ist Corona am abflauen und die Menschen wollen verpasste soziale Begegnungen nachholen.

Nach 38 Kilometern schlagen wir schließlich unser Cowboycamp im dichten Wald unweit des Inns auf. Nicht ideal, aber auch nicht schlecht.

Von Komoot bin ich noch nicht restlos überzeugt, unter Anderem weil die app offenbar viel mehr Strom als mapout benötigt…


Bei Knott's in Trostberg


Aufbruch in Edenkling


Schöne Waldwege statt Asphalt


Hügelig


Margeriten


Gemischter Wald


Am Inn


Innkanal


Dschungel am Inn


Kleine Hindernisse




Inn




Mühlburg


Abend am Inn


Cowboycamp im dichten Wald