Leider gibt es in Deutschland keine echten Urwälder mehr. Nichts desto trotz haben wir durchaus eine Reihe naturnaher Wälder und es gibt viele alte Bestände die sich in recht kurzer Zeit zurück in einen recht natürlichen Zustand entwickeln würden, wenn man sie denn ließe!
Tatsächlich hat die Politik dieses erkannt und bereits seit einigen Jahren gibt es das Ziel, 10 % der staatlichen Waldflächen aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen, was allerdings auch wenn dieses Ziel tatsächlich irgendwann komplett verwirklicht wird, nur 5 % der gesamten Waldfläche betreffen würde.
Warum sind Naturwälder so wichtig?
1. Sie sind schön!
Viel zu oft denken wir in reinen Nützlichkeitskategorien, egal ob es um die Holznutzung oder positive Wirkungen des Waldes für den Klimaschutz geht. Dabei wird viel zu wenig gewürdigt, wie wichtig der Wald für uns zum Erfahren und Staunen ist. Natürlich können auch bewirtschaftete Wälder sehr schön sein, aber die Großartigkeit dieses fantastischen Ökosystems in seiner ganzen Fülle kann uns nur ein natürlicher Wald schenken!
2. Sie sind als Lebensraum unersetzlich!
Auch in einem sehr naturnah bewirtschafteten Wald erreichen die Bäume nicht mal die Hälfte ihrer natürlichen Lebensspanne. Ebenso enthält ein bewirtschafteter Wald niemals die Menge, Dimension und Qualität an totem Holz wie ein Naturwald. Man kann das zwar mit Biotopholzstrategien etwas ausgleichen, aber dem sind aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Sicherheit bei der Waldarbeit klare Grenzen gesetzt. Viele der oft eher unscheinbaren Waldarten von Pilzen zu Käfern sind aber auf sehr alte Waldstadien spezialisiert, mit viel dickem Totholz, was es im Wirtschaftswald nicht geben kann. Um auch diesen Spezialisten dauerhaft das Überleben zu ermöglichen, benötigen wir daher unbewirtschaftete alte Wälder in größerem Umfang und im räumlichen Zusammenhang als Biotopverbundsystem.
3. Ihre Böden werden nicht gestört!
Ein vielfach unterschätzter Faktor bei der forstlichen Bewirtschaftung ist die Befahrung des Waldbodens. Diese ist auch bei einer naturnahen Bewirtschaftung nicht ganz zu vermeiden, wenn sie auch stark reduziert werden kann! Die Befahrung hat stets starke Auswirkungen auf Wasserspeicherung, Bodenorganismen, Wurzeln und Pilze. Auch wenn wir die sicherlich gar nicht immer genau beurteilen können, sind sie dennoch vorhanden. Weiterhin kann die Humusschicht im natürlichen Umfang nur aufgebaut werden, wenn dem System nicht ein wesentlicher Teil der Biomasse ständig durch die Holzernte entzogen wird!
4. Sie können den höchsten Beitrag zum Klimaschutz leisten!
In langfristig unbewirtschafteten Wäldern sammelt sich ein großer Holzvorrat an, der in Nutzwäldern nicht erreicht wird. Dabei gilt, dass umso mehr klimaschädliches Kohlendioxid gespeichert wird, je mehr Holz auf einer Fläche steht. Laubbäume speichern dabei sogar bis zu 40 % mehr als Nadelbäume! Ebenso sind ungestörte Waldböden eine wichtige Kohlendioxidsenke.
Vielfach vernachlässigt wird auch die Wirkung auf das lokale Klima dichter Laubwaldbestände als natürliche Kühlanlage. Auch hierbei liegen Naturwälder vorne, weil sie dichter sind, und über mehr Biomassse verfügen als genutzte Wälder.
5. Sie sind wichtige Orte des Lernens!
Gerade jetzt, wo es durch die Klimaveränderungen dem Wald allgemein schlecht geht, brauchen wir mehr Referenzflächen um zu sehen, wie die forstliche Bewirtschaftung aussehen muss, um den Wald nicht noch zusätzlich zu schwächen. Zwar gibt es den Glauben, dass wir unsere Wälder mit exotischen, "klimastabilen" Baumarten künstlich umbauen müssen, um auf das sich ändernde Klima zu reagieren. Man sollte aber nicht die Anpassungsfähigkeit natürlicher Wälder unterschätzen, auch um diese zu sehen, brauchen wir Naturwälder!
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