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Montag, 12. April 2021

11.04.2021 Tag 43 In den Pfälzer Wald

Nachdem wir abends und morgens  nett zusammengesessen haben, laufe ich durch den Wald nach Otterberg. Der gestrige Fernsehbeitrag in SWR aktuell hat offenbar Wirkung gezeigt: Ein Autofahrer hält neben mir, lässt die Fensterscheibe herunter und fragt ob ich der Förster sei, der gestern im Fernsehen war! Als ich dies bejahe, versichert er mir, wie toll er mein Projekt findet. 

Vor Kaiserslautern fragt mich dann eine Spaziergängerin, einige Meter nachdem sie an mir vorbeigekommen war, genau das selbe. Offenbar schauen etliche Leute die regionalen Sender, etwas was mir zuvor gar nicht so bewusst war. 

Nachdem ich Kaiserslautern zum zweiten Mal durchquert habe, geht es hoch  zum Humberg, von dem man eigentlich ein schöne Aussicht über die Stadt hat. Allerdings ist es bedeckt und regnet immer wieder…

Hier beginnt der Pfälzer Wald, eines der größten Waldgebiete Deutschlands. Manchmal liest man ja, dass der deutsche Wald weitgehend aus Monokulturen besteht. Vielerorts stimmt das nicht und ganz bestimmt nicht hier! Zwar dominiert Kiefernwald, in dem fast immer die Buche eingemischt ist, es gibt aber auch Eichen, Douglasien und Fichtenbestände und sogar einige alte Weisstannen. Ich kenne den Pfälzer Wald schon seit meiner Kindheit und finde ihn echt toll! Stundenlang kann man hier durch einsame Wälder streifen und gelangt kaum einmal an eine Straße oder eine kleine Siedlung. Ausserdem wird der Pfälzer Wald von einem wunderbaren System an Wanderwegen durchzogen. Oft verlaufen diese auf kleinen Pfaden und nicht auf den üblichen Forstwegen, sehr schön!

Daneben ist der Pfälzer Wald Biosphärenreservat, eine internationale Schutzgebietskategorie, die besonderen Wert auf naturverträgliches Wirtschaften legt. Es werden aber auch nutzungsfreie Kernzonen im Umfang von 3 % gefordert. 16 solcher „Urwälder von morgen“ gibt es hier, die größte Kernzone umfasst sogar 2400 Hektar, aber dazu später mehr…

Der Status als Biosphärenreservat hat den Pfälzer Wald glücklicherweise bisher vor Windrädern bewahrt. Hoffentlich bleibt das auch in Zukunft so!

Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass seine touristische Attraktivität umso mehr steigt, je weniger Waldgebiete ohne Windkraft übrig bleiben…

Hinter dem Aussichtsturm grenzt der Weg an eine Zone, die schon seit 30 Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird, wie ein Schild verrät. Direkt angrenzend wurde der Wald vor nicht allzu langer Zeit kräftig durchforstet. Dies geschah erst zu einem ziemlich späten Zeitpunkt, denn die Durchmesser sind keineswegs größer, als in der angrenzenden Kernzone. Dort wirkt der Wald viel vitaler und auch die Eichen behaupten nach 30 Jahren ohne Hilfe noch ihren Platz. Durchforstungen um die Kronenentwicklung und damit das Durchmesserwachstum von qualitativ guten Einzelbäumen zu fördern sind in jungen Jahren am wirkungsvollsten. Im mittleren Alter reagieren viele Baumarten kaum noch und es ist daher sinnvoll in dieser Phase nicht sehr viel Holz zu ernten, wie ich das in Eppelborn-Quierschied ja eindrucksvoll gesehen hatte. Leider sieht man oft das Gegenteil, was ökonomisch keineswegs vorteilhaft ist. Forstwirtschaft bei uns ist am rentabelsten, wenn sie sich auf die Erzeugung von qualitativ hochwertigem, starken Holz fokussiert. Das kann durch sehr frühzeitige Pflegeeingriffe forciert werden, aber dann ist Geduld angebracht, um die Stämme wirklich ausreifen zu lassen!

Das im Saarland und Rheinland-Pfalz praktizierte Q/D Konzept hat genau diesen Hintergrund. Leider sehe ich immer wieder, dass ganze Bestände durchforstet werden, statt nur wenige Einzelbäume konsequent freizustellen und den Rest des Bestandes in Ruhe zu lassen. Das hat auch viel damit zu tun, dass meist mit Harvestern gearbeitet wird. Deren Einsatz ist für den Unternehmer am Lohnendsten, wenn möglichst viel Holz geerntet wird. Punktuelle Entnahmen sind da nicht so attraktiv…

An einer Stelle sehe ich einige Eichen, die in einem jungen Birkenbestand freigestellt werden sollen. Schade, dass man bei dieser Aktion qualitativ gute Birken nicht auch begünstigt. Wie attraktiv das sein kann, hatte ich ja in Blieskastel gesehen!

Mittlerweile sind die Schauer in Dauerregen übergegangen und ich steure eine Waldhütte an, die ich in meiner Kartenapp ausgemacht hatte. Sie gehört der staatlichen Forstverwaltung und ist leider verschlossen. Immerhin gibt es auf der Rückseite eine Überdachung unter der Dachpfannen und Brennholz gelagert werden und ich mich niederlassen kann.

Es gibt soviele staatliche Waldhütten in Deutschland, die in der Regel nur für interne Veranstaltungen genutzt werden. Ich fände es toll, würden diese auch der Öffentlichkeit offen stehen, wie die neue Hütte, die ich im Lützelsoon gesehen hatte. Forstverwaltungen in anderen Ländern, wie beispielsweise Finnland, stellen sogar Hütten mit Brennholz für die Bevölkerung zur Verfügung. Lediglich für die etwas luxuriösere Variante muss dort gezahlt werden!


Eine lange Geschichte


Pfälzer Wanderwege sind toll!


Oft auf Pfaden


Aussicht vom Homberg


                                         Flächige Durchforstung



 Vitaler Wald in der Kernzone


Nur wenige Auslesebäume freistellen!


Auch Birken fördern!


Unter dem Vordach


2 Kommentare:

  1. Danke für Ihre schönen Zeilen über den Pfälzer Wald,ich lebe gern hier und liebe den Wald. Ihr kritischer Blick auf manche Dinge regt zum Nachdenken an. Ich hoffe, dass Sie durch Ihre Aktion viel Aufsehen erregen und dass Ihren Zeile insbesondere in Sachen Windenergie, Beachtung geschenkt wird. Ich zolle Ihnen großen Respekt für Ihre Aktion und Ihren Mut dies zu tun.
    Herzliche Grüße aus Otterberg
    Sabine

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  2. Vielen Dank für den lieben Kommentar!

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