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Dienstag, 13. April 2021

13.04 2021 Tag 45 Wildnisentwicklung im Biosphärenreservat Pfälzer Wald

Am Morgen ist mein Tarp gefroren, aber ich habe die Nacht recht gut überstanden. Bald setze ich meinen Weg durch die weiten, einsamen Wälder des Pfälzer Waldes fort. An einer Stelle gelange ich an eine mächtige, sicher zwischen 300 und 400 Jahre alte Eiche. Toll, dass sich hier noch einige solcher uralter, vitaler Giganten erhalten haben!

Immer wieder gibt es auch Weißtannen. An einer Stelle wächst die Verjüngung dieser empfindlichen Baumart im Zaun, aber auch ohne Schutz gedeiht sie außerhalb. 

Als ein Auto von Landesforsten vorbeifährt, erfahre ich, dass hier auf einer Probefläche, der Laubaustrieb dokumentiert wird. Ein Stück weiter treffe ich zwei Kollegen an einem Bodeneinschlag, von denen ich erfahre, dass auch während der drei trockenen Jahre hier, im Winter die Bodenwasserspeicher durch die Niederschläge immer wieder aufgefüllt wurden. Daher wohl auch der recht gute Gesundheitszustand des Pfälzer Waldes.

Schließlich gelange ich an die Kernzone des Biosphärenreservats Pfälzer Wald „Quellgebiet der Wieslauter“. Ein Biosphärenreservat schützt zwar überwiegend gewachsene Kulturlandschaften, nichts desto trotz sollen 3 % der Fläche aus der Nutzung genommen werden. Allein der Pfälzer Teil ist 180.000 ha groß, daher wurden hier 16 Kernzonen mit insgesamt über 5000 ha ausgewiesen. Der angrenzende französische Teil ist dann auch fast noch einmal so groß! Mit imposanten 73 % Bewaldung ist dies wohl das größte, geschlossene Waldgebiet Westeuropas!

Das „Quellgebiet der Wieslauter“ ist mit 2400 ha, die bei weitem größte Kernzone. In einem ohnehin tollen Waldgebiet ein echtes Juwel, mit sehr hohem Buchenanteil, viele davon in hohem Alter. Aber auch Traubeneichen sind immer wieder eingemischt. Das Gebiet reicht recht kompakt über zwei Bachtäler mit dazwischen liegenden steilen Hängen, vielen Sandsteinfelsen und kleineren Plateaus. Ich bin schon jetzt begeistert! 

Am Luitpoldturm treffe ich Bernd Herget, den hiesigen Revierleiter und den jungen Referendar Jakob Franz. Von oben genießen wir die Aussicht über das bergige Waldmeer. Nur die Ansiedlung Hermersberger Hof ist zu sehen, ansonsten nichts als Mischwald!

Wir begehen einen Pfad der in die Kernzone führt, und Bernd erläutert mir, dass das Forstamt Initial noch Nadelbäume zurückgenommen und Buchen gepflanzt hat. Inzwischen sind diese Maßnahmen zu 95 % abgeschlossen und das Gebiet entwickelt sich zusehends zur Wildnis. Dazu tragen besonders drei Naturwaldreservate bei, die schon vor etwa 40 Jahren ausgewiesen wurden, und die Tatsache, dass weite Bereiche aufgrund des steilen, felsigen Terrains ohnehin kaum bewirtschaftet wurden. 

Besondes bemerkenswert ist, dass hier seit 2013 nicht mehr gejagt wird, mit der Ausnahme von Wildschweinen, die aber auch nur selten geschossen werden. Vor allem das Rotwild ist deutlich weniger scheu und tagaktiv. Gutachten haben ergeben, dass es auch innerhalb dieser jagdfreien Zone keinen stärkeren Verbissdruck des Wildes als außerhalb gibt, was sehr interessant ist, und vielleicht mit der größeren Ruhe des Gebiets erklärt werden kann. 

Wenn es auch Bernd, der hier seit 40 Jahren Förster ist, anfänglich schwer viel, sich von der Bewirtschaftung zu verabschieden, ist er inzwischen fasziniert von der entstehenden Wildnis und steht voll und ganz hinter der Zielsetzung der Kernzone, in der es konsequenter Weise auch keine jagdlichen Einrichtungen mehr gibt.

Schließlich diskutieren wir noch, dass es auch ausserhalb des aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommenen Bereichs sinnvoll ist, die alten Buchenbestände nur noch schwach zu bewirtschaften um sie nicht zusätzlichem Stress auszusetzen, vor allem aber auch um zu einem Dauerwald zu gelangen und nicht zu einem gleichaltrigen, monotonen, jungen Buchenwald.

Freundlicherweise wird mir dann das Gelände an der Weißenberghütte überlassen, das sonst zur Umweltbildung dient. Zum ersten Mal auf dieser Tour entzünde ich ein Lagerfeuer. Spät erscheint dann noch Armin Osterheld, ein pensionierter Förster, der sich für den BUND gegen den Ausbau der B 10 einsetzt. Noch lange diskutieren wir bei Wein und Tee. Schließlich übernachte ich in einem Holztipi auf dem Gelände.

































2 Kommentare:

  1. Wow, traumhaft schön! Die Berichte sind so spannend wie kein Krimi! Wir von der Initiative Pro Pfälzerwald freuen uns, dass Du den schönen Pfälzerwald von seiner besten Seite kennen lernst und haben uns gefreut, heute den Tag, ebenfalls in den Wäldern rund um den Luitpoldturm mit Dir zu verbringen!

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  2. Was für ein netter Kommentar! Es war mir ebenfalls ein Vergnügen, mit euch unterwegs zu sein!

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