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Mittwoch, 14. April 2021

14.04.2021 Tag 46 Übernutzung eines Buchenbestands und ein geplanter Straßenbau

Nach einer frostigen Nacht mache ich mir einen Kaffee auf dem Gaskocher der Weißenberghütte. Anschließend gehe ich zum Luitpoldturm wo ich im Wind den Blogpost von gestern absetze, und schon mal durchgefroren bin…

Um 9 treffe ich mich dann mit Vertretern der Bürgerinitiative Pro Pfälzerwald und mit Susanne Ecker, von der Bundesbürgerinitiative Waldschutz. Wir unternehmen eine kleine Wanderung, wobei ich viel über Waldbewirtschaftung erzähle. Im Vorfeld wurde mir berichtet, dass hier offenbar alte Buchenbestände stark aufgelichtet werden. Als wir dann tatsächlich in einen großen, mindestens 160-jährigen Buchenwald gelangen, finde ich leider die genannten Berichte bestätigt. Häufig wurden hier bis zu 5 nebeneinander stehende alte Buchen frisch gefällt. Diese plötzliche, starke Auflichtung wird die noch verbleibenden Buchen starkem Sonnen- und Trockenstress aussetzen, das Letzte, was man nach drei Dürrejahren in so alten Beständen will! Dazu wurde in Rheinland-Pfalz auch ein Moratorium erlassen, was Einschläge in geschlossenen Buchenaltbeständen im Staatswald untersagt. Die Formulierung geschlossen, ist dabei natürlich sehr vage, da wirklich dicht Buchenbestände dieses Alters im Wirtschaftswald nie sind…

Unabhängig davon will man nach der naturgemäßen Waldwirtschaft, die in Rheinland-Pfalz betrieben wird, in solchen Beständen lediglich die Entnahme von einzelnen, starken Bäumen, und keine flächigen Eingriffe, wie hier geschehen. Dieses ist auch ökonomisch sinnvoll, um die Stämme erst zu ernten wenn sie einen definierten Mindestdurchmesser erreicht haben, der auch höhere Erlöse bedeutet. Dagegen spricht ein Entwertungsrisiko durch Verkernung und Fäule, das mit dem Alter steigt. Nichts desto trotz ist das nie eine ausreichende Begründung für flächige Entnahmen. Auch die mögliche Entschuldigung, dass die Forstplanung des Bestands so hohe Erntemengen verlangt, ist nicht mehr stichhaltig. Schließlich hat sogar Stefan Asam, der operationale Leiter der Landesforsten, vorgestern im Gespräch mir gegenüber betont, dass in solchen Fällen im Zweifelsfall die Entnahmemenge überprüft werden muss. Walderhaltung steht über allem!

Obwohl  im Pfälzer Wald solche Altbestände relativ häufig sind, sind sie doch bundesweit eher selten, und daher ein Naturschatz, der nur äußerst maßvoll genutzt werden darf. Wie gestern beschrieben, ist der Pfälzer Wald Biosphärenreservat, in dem eine besonders modellhafte, naturschonende Landnutzung erprobt werden soll. Dies gilt natürlich auch besonders für die Waldbewirtschaftung, obwohl noch nirgendwo irgendwelche Kriterien definiert wurden, wie sich die Forstwirtschaft hier von der sonst praktizierten unterscheiden soll. Um einen wirklichen Dauerwald zu erhalten, muss jedenfalls eine ausreichende Menge von Altbäumen dauerhaft auf der Fläche bleiben. Im Saarland wurde diese ja wie beschrieben mit 100 Kubikmetern pro Hektar definiert, was etwa 20 alten Bäumen entspricht. Das ist schon sehr wenig, aber das absolute Mindestmaß, das es anzuhalten gilt. Nicht zuletzt ist der Schirm des Altbestands auch wichtig für die Qualität der nächsten Generation. Diese sollte sich bei unterschiedlichen Lichtsituationen über einen langen Zeitraum einstellen, um so  eine hohe genetische Streuung zu gewährleisten, wie auch Herr Dr. Matthes vorgestern betont hatte. Eine starke Nutzung bewirkt gleichförmige Verjüngung und steht diesem Ziel entgegen. 

Ich schlage den Vertretern der Bürgerinitiativen vor, das Gespräch mit dem zuständigen Revierleiter zu suchen, um sicherzustellen das so etwas nicht mehr passiert. 

Da es hierbei nach den Schilderungen der Bürger, sich um keinen Einzelfall handelt, ist, wenn solche örtlichen Gespräche nichts nutzen sollten, gegebenenfalls auch die höhere Exekutivebene der Landesforsten gefordert. Der „Paradigmenwechsel“ darf kein Lippenbekenntnis bleiben!

Schließlich verabschieden wir uns und ich setze meinen Weg nach Wilgartswiesen fort. Leider habe ich mir offenbar eine Zerrung am Fuß zugezogen, daher komme ich nur unter Schmerzen voran.

Unterwegs sehe ich noch einen kleinen Kahlschlag in einem Kiefern- Buchenbestand. Offenbar soll hier die Naturverjüngung der Kiefer eingeleitet werden, die viel Licht benötigt. Nebenan, ist das Ergebnis einer solchen Maßnahme, ein dichter Kiefern- Jungbestand zu sehen. Nun haben wir im Moment überall genug Freiflächen, so dass es sehr merkwürdig ist, so etwas künstlich zu schaffen. Im Pfälzer Wald war die Kiefer im Prinzip eine Pionierbaumart, unter deren Schutz sich vielerorts Buchen eingefunden haben. Diese Entwicklung sollte man akzeptieren und nicht gegen die Natur versuchen, künstlich an der Kiefer festzuhalten.

Etwas weiter sehe ich mal wieder einen durchforsteten, jungen Eichenbestand. Sehr sinnvoll, wie hier überall in die so entscheidende Pflege der Jungbestände investiert wird. Allerdings sollte man sich dabei wirklich auf die Förderung vitaler, qualitativ hochwertiger Exemplare im Abstand von 12-15 Metern beschränken und nicht mehr Auslesebäume auswählen oder gar auf ganzer Fläche arbeiten, wie ich das oft hier sehe!

An den markanten Deichfelsen vorbei gelange ich nach Wilgartswiesen, wo ich mich mit Armin Osterheld und Walter Herzog von der Bürgerinitiative Queich treffe. Im Tal der Queich, dem längsten Bachlauf der Pfalz soll die B 10 auf einer Länge von etwa 30 Kilometern autobahnmäßig auf 4 Spuren ausgebaut werden, was in dem teilweise engen Kerbtal zur Abtragung ganzer Felsmassive führt und mit einer Milliarde Euro extrem teuer ist. Der Ausbau würde dabei lediglich zu einem Zeitgewinn von 5 Minuten zwischen Saarbrücken und Karlsruhe führen. 

Am Teufelstisch, dem Wahrzeichen der Pfalz bei Hinterweidenthal, bis wohin der Ausbau bereits erfollgt ist, erleben wir eindrucksvoll, wie das Tal akustisch und optisch stark beeinträchtigt wurde. Nicht zuletzt droht bei einem Ausbau eine mögliche Aberkennung des Status als Biosphärenreservat, was sicher große Folgen für den Tourismus des Pfälzer Waldes hätte. Man sollte sich wirklich auf die tollen Stärken dieser Landschaft besinnen: Ruhe und Waldeinsamkeit, schwer messbare Dinge, die aber in unserer technisierten Welt immer wichtiger werden. 

Letzten Endes weiß jeder, dass die Verkehrswende kommen muss, in diesem Zusammenhang wirken solche Pläne, die sicher erst in 25 Jahren umgesetzt sein werden, wie aus der Zeit gefallene Dinosaurier. 

Pfälzer, seid modern und lasst das sein!

Anschließend fahre ich mit Armin nach Annweiler, wo er mir einen fantastischen Blick auf die 4 Burgen am Trifels zeigt. Leider will die Sonne nicht mehr so recht leuchten. 

Bei Claus Schlink in Annweiler, der mich eingeladen hat, finde ich schließlich eine tolle Unterkunft für die Nacht, bekomme Erbsensuppe und genieße ein heißes Bad. Nicht zuletzt faszinieren mich die Schilderungen von Claus, der es geschafft hatte, eine 52- köpfige Wildschweinrotte und zwei wilde Füchse an sich zu gewöhnen!






            Blick in die Kernzone


Zu starke Entnahme!


Nicht mehrere Bäume nebeneinander ernten!

Zu viel!


  So gibts keinen Dauerwald!


Nicht künstlich für Kiefern Naturverjüngung auflichten!


Das Resultat...


Q/D heißt punktuell arbeiten!


Deichfelsen
Am Teufelstisch...


Teufelstisch


Noch ist das Tal recht schön


Die Burgen von Annweiler



2 Kommentare:

  1. Moin Gerald.
    Ich will mal hoffen, dass Du Dich nicht beim Herabgleiten von der großen Rutsch am Teufelstisch verletzt hast.
    Das Bild vom Ausbau der Bundesstraße kenne ich noch, da wir vor 3 Jahren dort waren. Der Pfälzer Wald ist für Wanderer und Erholungssuchende sehr attraktiv. Solche straßenbauliche Eingriffe fördern jedoch nicht das Idyll des Pfälzer Waldes.

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  2. Der Bürgerinitiative wünsche ich das Durchhaltevermögen, das sie brauchen wird. Respekt!

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